“Irgendwann einmal…” ist JETZT!

von Rüdiger Elke

Irgendwann einmal möchte ich, werde ich, kann ich…

 

Aber heute? Nein, heute geht das noch nicht, weil… und außerdem… und überhaupt ist das ja völlig…

Wir sind schon eine seltsame Spezies. Die meisten von uns wissen recht genau, was sie sich von Herzen wünschen oder was sie ganz sicher nicht (mehr) wollen.

Das sollte doch eigentlich für genügend täglichen Antrieb sorgen, Ersteres zu verwirklichen oder das Zweite zu verhindern. Zumindest teilweise.

Träume sind Schäume!?

Das scheint wohl so. Die meisten von uns verwirklichen ihre Wünsche nicht.

Aus Wünschen werden “fixe” Ideen, aus “fixen” Ideen flüchtige Luftschlösser, aus Luftschlössern letztendlich entfernte Ahnungen, daß es da mal irgendetwas gab, was uns begeisterte. Und die Jahre ziehen ins Land…

Die Verbindung zu den wirklich großen Themen, zu unseren Lebensträumen, aber bleibt bestehen. Wie ein kleiner, nervender Stachel unter der Haut. Da hilft auch kein Kratzen oder Ignorieren.

Von Babies lernen

Bei uns allen war das einmal ganz anders. Wenn wir als Babies unseren Willen nicht bekamen, war das schwer zu überhören. Statt abzuwarten, bis Mama von selbst noch eine bessere Alternative präsentiert, unterstrichen wir unsere Vorstellungen mit Megaphonlautstärke. Na also, geht doch…

Warum, wann und wie auch immer, die meisten von uns haben es verlernt, ihre Wünsche richtig wichtig zu nehmen und als wertvoll zu betrachten. So wertvoll, daß wir sie uns unbedingt erfüllen wollen.

Alles hat seinen Preis

Oft gibt es dafür, es nicht zu tun, sehr gute Gründe. Wir scheuen die Konsequenzen. Wir befürchten, Menschen, die uns nahe stehen, zu verletzen, wenn wir uns “egoistisch” um unsere Lebensträume kümmern.

Oft ist es uns einfach auch zu “teuer”. Wir sind nicht gewillt, den Preis (Geld, Zeit, Arbeit, Kritik usw.) für solch einen verwirklichten Lebenstraum zu zahlen.

An sich kein Problem. Bei allem, was wir tun, machen wir “Kosten/Nutzen”-Vergleiche. Wenn mir hier bewußt wird, daß ich meinen Traum doch nicht traumhaft GENUG finde, um die Konsequenzen zu tragen, ist es völlig in Ordnung, loszulassen. Haken dahinter und weiter geht’s…

Ein Lebenstraum pikst

Was ist aber, mit meinem “Stachel” unter der Haut, mit meinem großen Lebenstraum, der einfach nicht verschwindet, obwohl mir der Preis dafür zu hoch ist?

Genau wie in der Natur gibt es auch bei uns keinen Stillstand. Alles ist in stetigem Wandel. Veränderungs- und Entwicklungsprozesse, wohin man auch schaut. Kein Baum kann sich gegen dieses alljährlich neue, nervige Blätterkriegen entscheiden. Es ist der Lauf der Dinge.

Unser “Lauf der Dinge” ist unsere individuelle Entwicklung. Deshalb sind wir hier:

Erleben, dazulernen und glücklich sein

 

Vielleicht sind ja unsere Herzenswünsche motivierende Orientierungshilfen auf unserem Entwicklungsweg? Wie Leuchttürme, die uns die Richtung weisen.

Mag sein. Was bleibt, ist allerdings der „Preis“ dafür. Und das auch noch ohne Garantie auf Erfolg.

Die Bremsklötze

Hier liegen ein paar große Bremsklötze im Leben:

  • Der Blickwinkel. Wir sehen diesen riesigen Lebenstraum und haben keine Ahnung, wie das zu schaffen ist.
  • Feststellungen. Es fällt uns meist leicht, gute Gründe zu nennen, warum das jetzt gerade nicht paßt. Sie ist schon komfortabel, diese Komfortzone…
  • Leidensdruck. Erstaunlich, wie lange wir an ungünstigen Lebenssituationen festhalten, bis wir nicht mehr können und etwas verändern müssen
  • Momententscheidungen. Was mache ich in den kleinen Momenten, wenn keine Kritiker oder Lobspender hinsehen?

Einen kleinen Schritt, der mich meinem langfristigen Ziel näher bringt? Vielleicht ein mühseliges Trainingsläufchen, um einmal im Leben einen Marathon zu schaffen?

Oder etwas anderes, das mir kurzfristig Glücksgefühle beschert? Couch, Fernsehen, Schokolade…

Was können wir tun?

Ist das nun „in Stein gemeißelt“? Ganz sicher nicht.

  • Wir könnten den Blickwinkel verkleinern. Auch der größte Lebenstraum besteht aus einem Weg mit vielen, kleinen Schritten. Es ist immer nur der nächste kleine Schritt, der gegangen werden „darf“.
  • Feststellungen schließen ab, Fragen eröffnen Möglichkeiten:

„Das können wir uns nicht leisten, weil…“ vs „Wie könnten wir es doch ermöglichen?

„Dafür bin ich nicht fit genug“ vs „Wie könnte ich die nötige Fitnessbekommen?

 

„Dazu fehlen mir die Kenntnisse“ vs „Was könnte ich noch dazulernen?„„Nicht solange die Kinder noch klein sind“ vs „Wer könnte uns bei unserem Traum unterstützen, solange die Kinder noch klein sind?

Wenn ich meine kleinen, nächsten Schritte kenne, fällt es mir leichter, günstige Momententscheidungen zu treffen und VOR einem großen Leidensdruck etwas zu verändern.

Und wo bleiben Spaß und Glücksgefühle?

Irgendwie hat uns irgendjemand irgendwann einmal die Idee angedreht, das Glück gäbe es erst zum Schluß.

Ja, wenn erst einmal das dicke Auto vor der Tür steht, wenn ER SIE endlich geheiratet hat (und umgedreht natürlich), ab einer bestimmten Sprosse auf der Karriereleiter oder – der Klassiker – wenn erst einmal die Rente erreicht ist…

Die einzelnen Schritte davor sind mühselig, heißt es. Raucher, die Nichtraucher werden möchten können das wohl bestätigen.

Aber kommt das Glück wirklich immer erst ganz zum Schluß? Und falls ja, wie lange bleibt es?

Häuslebauer

Ich erinnere mich an ein Gespräch 2011 auf meiner Deutschlandtour, als mir meine Gastgeber von ihrem Hausbau erzählten. Nebenbei bemerkt, ein sehr schönes Eigenheim.

Es gab viele Schwierigkeiten und Hürden zu überwinden, bis es endlich schick und fertig da stand. Doch obwohl die Erleichterung riesengroß war und sich die Familie pudelwohl darin fühlt, waren sich alle einig:

Das Schönste war der Weg dorthin, der Bauprozess, mit all seinen Krisen und den Glücksmomenten, wenn es wieder weiterging. Jetzt, da alles fertig ist, hat man sich recht schnell daran gewöhnt.

So könnte es gehen

Könnte das ein Rezept sein? Einen persönlichen Herzenswunsch ernst nehmen, einen Plan machen ohne gleich alle Fragen zu beantworten, in kleinen Schritten in Bewegung kommen und in Bewegung bleibenKrisen und Glücksmomente erleben.

So war es auch bei mir, als ich 2011/12 einen meiner Lebensträume verwirklichte:

3.500 km zu Fuß durch Deutschland.

Ich war zu Gast bei jeder Menge interessanter Menschen. Die häufigste Frage war täglich: Wie kommst Du auf so eine Idee?

Und genauso häufig erzählten mir dann meine Gastgeber mit leuchtenden Augen von ihren Herzenswünschen. Und sehr oft, warum das aber völlig unrealistisch ist. Naja, irgendwann einmal…

Lebenstraumverwirklicher

Viele haben allerdings auch ihre Träume verwirklicht und waren mit der ganzen Familie auf Weltreise oder verwandelten eine alte DDR-Jugendherberge in ein traumhaftes Familienhotel oder schufen aus dem Nichts eine Sportwagenmanufaktur oder wurden Weltklassefußballspieler.

Alle hatten einen Traum, machten einen Plan, kamen mit kleinen Schritten in Bewegung und blieben es, erlebten emotionale Höhe- und Tiefpunkte und viele Glücksmomente.

Sie kannten auch dieses “Irgendwann einmal…”.

Nur bei ihnen hieß das:

“Irgendwann einmal…” ist JETZT!

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